Themen und Podcasts

Nichtkommerzielle Lokalradios in Sachsen

Eine unverwechselbare Stimme

Nichtkommerzielle Lokalradios (NKL) werden vor allem von ehrenamtlichem Engagement getragen. Das Programm gestalten unentgeltlich arbeitende Mitglieder und interessierte Radiomacher, die sich in Redaktionsgruppen zusammenschließen oder ihr Programm eigenständig produzieren. Dabei entstehen Radiosendungen, die Themen und Musik von unterschiedlichsten Gruppierungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Förderung von Meinungsvielfalt und die Zugangsoffenheit stehen dabei im Vordergrund.

In den sächsischen Ballungsräumen sind Radio T (Radio T e.V., Chemnitz), coloRadio (Radio Initiative Dresden e.V.) und Radio blau (Radio Verein Leipzig e.V.) auf Sendung. Die Hörfunkinitiativen in den drei sächsischen Großstädten stellen nicht nur eine Bereicherung der Medienlandschaft im lokalen Raum dar, sondern tragen auch einen wichtigen Anteil zur Meinungsbildung bei. Die Vereine finanzieren sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Fördermitteln der Sächsischen Landesmedienanstalt. Werbung und Sponsoring sind den Radios nicht erlaubt.

Am 8. Juli 1993 startete coloRadio mit einem vierstündigen Fensterprogramm auf der UKW-Frequenz von Radio Elbwelle Dresden GmbH & Co. KG/Energy Sachsen (Dresden). Im Jahr 1995 folgten Radio T und Radio blau mit einer jeweiligen Sendelizenz für ein Fensterprogramm auf der UKW-Frequenz von RadioRopa Info (Mantel). Zwischenzeitlich konnten sich die NKLs zu einer unverwechselbaren Stimme an ihren Standorten etablieren und ihre Sendezeit und Reichweite erweitern.

Die NKLs senden analog-terrestrisch (UKW) sowie rund um die Uhr im Live-Stream. Radio T verfügt über eine DAB+-Zulassung für den lokalen DAB+-Multiplex in Chemnitz und Radio blau für den lokalen DAB+-Multiplex in Leipzig. Weitere digital-terrestrische Zulassungen werden für 2022 erwartet.

Im Jahre 2021 erhielt der gemeinnützige Verein Radio Initiative Dreiländereck e.V. eine medienrechtliche Zulassung zur Veranstaltung des nichtkommerziellen Hörfunkprogramms "Radio Zett" mit ausschließlicher Verbreitung über das Internet. Das 12-stündige täglich aktualisierte regionale Programm sendet aus Zittau. Neben Musik soll das Programm Reportagen aus dem regionalen Umfeld, wie auch aus den unmittelbar benachbarten Regionen Tschechien und Polen bieten.

 

 

coloRadio aus Dresden: Den Geist der Nachwendezeit erhalten

Seit Juli 1993 gehört coloRadio zum festen Bestandteil der Radioszene in Sachsen. Der nichtkommerzielle Sender bedient eine breite Hörerschaft: Von Kulturnachrichten über Politik bis zu aktuellen Musiktrends deckt coloRadio ein großes Spektrum ab, erzählt Koordinator Jens Steiner im Interview mit der SLM.

Audiobeitrag

SLM: Seit wann gibt es coloRadio und wie kam es zur Gründung des Radiosenders?

Jens Steiner: Uns gibt es schon seit 1993 und wie auch andere freie Radios im Osten Deutschlands ist coloRadio ein bisschen das Ergebnis der Nach-Wendezeit. Da gab es ein großes Bestreben, endlich Medien selbst machen zu können, die nicht staatsnah oder staatsabhängig sind. Damals gab es eine sehr große Protestbewegung in Sachsen und in Dresden für den Erhalt des Jugendradios DT 64. Das war zwar ursprünglich auch ein staatlicher Sender. Der hat aber in der Wendezeit und frühen Nachwendezeit das geschafft, was andere Radiosender nicht geschafft haben:  nämlich ein Sprachrohr zu sein für junge Menschen, für Subkulturen, für Minderheiten.

Worin liegt heute die Motivation den Radiosender zu betreiben?

Die ursprüngliche Motivation war einfach, eine eigene Stimme zu haben, selbst loszulegen und zu machen. Das war der Geist dieser Wendezeit: „Wir können alles selbst machen, weil wir es geschafft haben eine Regierung zu stürzen und einen Staat auf den Kopf zu stellen.“ Ich will nicht sagen, dass die Leute, die heute zu uns kommen vom revolutionären Geist getrieben sind. Aber dieser Wunsch, sich eine Stimme zu verleihen, der ist schon ganz schön groß. Es geht um Meinungs- und Pressefreiheit, um Selbstverwirklichung, um künstlerische Freiheit und um Kunstfreiheit.

Worin besteht Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was unterscheidet Sie von privaten Radiosendern?

Also zuerst sind wir nicht privatwirtschaftlich, also nicht an einen Werbemarkt angebunden. Und wir sind offen für alle. Das einzige Entscheidungsgremium ist unsere Mitgliederversammlung. Da gehe ich hin und sage: „Hallo, ich möchte gerne eine eigene Sendung machen.“ Und wir sagen: „Toll! Mach eine Probesendung, wir geben dir ein bisschen Feedback und du bekommst einen Einführungskurs und dann geht’s los.“ Und wenn ich jetzt zu RADIO PSR, Klassik Radio oder zu öffentlich-rechtlichen Radiosendern gehe, sind da die Barrieren deutlich höher. Gleichzeitig sind wir auch ein kulturpolitischer Player in der Stadt in Dresden und in Sachsen. Wir sind vernetzt mit allen Leuten, die hier aktiv Kultur, Politik, Soziokultur und soziale Arbeit betreiben. Und aus diesem Pool von Leuten generieren sich auch unsere Sendungsmachenden. Wir sind schon der Spiegel der Zivilgesellschaft in Dresden und in Sachsen.

Welchen Hürden und Herausforderung müssen Sie sich als nichtkommerzieller Radiosender stellen?

Die Frage ist, wie schaffen wir es als ehrenamtliche Organisation für Menschen, die hier Radio machen wollen alles bereitzustellen: die Ressourcen, einen barrierefreien Zugang und die nötigen Skills, um ihre Idee umzusetzen? Eigentlich bräuchten wir dafür ein bis zwei medienpädagogische Stellen in der Festanstellung. Eine weitere Hürde ist die Selbstverwaltung. Also nicht nur, dass die eigene Sendung schön und auf einem semiprofessionellen Niveau ist, sondern dass auch jemand den Müll runterbringt, sich mit Buchhaltung beschäftigt, dass Förderanträge geschrieben werden und dass Kooperationen angebahnt werden. Oder Fragen wie: Wie bekommen wir neue Sendungsmachende ins Radio und wie füllen wir unseren Programmkalender?

Was zeichnet ihr Programm aus?

Man kann sagen, dass coloRadio es hier in Dresden geschafft hat, wirklich ein Spiegel der Vielfalt der Stadt zu sein. Ich komme ursprünglich aus Berlin und war voller Vorurteile, bevor ich vor fünf Jahren nach Dresden gekommen bin. Ich musste mich hier dann ein bisschen des Besseren belehren lassen. Es ist eine sehr vielfältige Stadt mit einer sehr breiten Kunst- und Kulturszene, mit sehr viel politisch engagierten Menschen. Und das spiegelt sich im Programm von coloRadio wider: es gibt Musik, Theater, Wissenschaft, Tanz. Wir haben auch ein Angebot für Kinder und Jugendliche, das heißt „Junges Radio“. Meines Erachtens sind das die, die am krassesten Engagement zeigen und das schaffen, was die Erwachsenen nicht schaffen: ein Programm zu gestalten in einer leichten Sprache, was wirklich die Themen anschneidet, die für Kinder und Jugendliche relevant sind.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft? Was ist Ihr nächstes Ziel?

Dass freies Radio weiterhin eine große Bedeutung behält und dass wir attraktiv bleiben für Sendungsmachende aus der Region. Und eine Sache, auf die wir schon eine ganze Weile hinarbeiten ist die Ausstrahlung auf DAB+. Und das am liebsten sachsenweit in Zusammenarbeit mit den anderen freien Radios, auch im ländlichen Raum. Denn wenn man sich mal die Wahlergebnisse dort anguckt, entwickeln sich diese Gegenden mehr und mehr zu demokratiefreien Zonen. Und ich denke, dass so ein Programm wie coloRadio für Menschen, die ein bisschen verzweifelt sind wegen ihres politischen Umfeldes, auch ein Hoffnungsschimmer sein kann.

(Das Interview führte Kim-Lisa Halwas)


Radio blau aus Leipzig: Eine freie Medienplattform für jede:n

Der Trägerverein Radio-Verein Leipzig e.V. wurde sogar schon 1990 gegründet – als direkte Reaktion auf die fehlende Meinungsfreiheit in der DDR und Ausdruck des Wunsches nach selbstbestimmter Mediennutzung. Was die Macher antreibt, welche Hürden es gibt und was sich Radio Blau für die Zukunft vorgenommen hat, hat uns Anja Thümmler, zuständig für Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit des Radio-Verein Leipzig e.V., näher erläutert.

Motivation: Eine freie Medienplattform für jede:n
Radio Blau versteht sich als freies Radio – wer hier Sendungen gestaltet, tut dies ehrenamtlich. Die wichtigste Motivation dabei ist es, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich medial zu äußern – unabhängig von Ausbildung, Alter, Sprache oder Behinderungserfahrung. Menschen, über die in anderen Medien meist nur in stereotyper Art gesprochen wird, kommen bei Radio Blau selbst zu Wort.

Dabei kommt auch das Spezialwissen der Bewohner:innen der Stadt Leipzig zur Geltung: So können Schlagerfans ebenso wie Heavy-Metal-Liebhaber:innen und Techno-DJs ihre Platten spielen, Filmkenner:innen ihr Wissen zeigen und Menschen mit Behinderungen oder Rassismuserfahrungen selbstbestimmt von ihren Alltagserlebnissen erzählen. Außerdem bietet Radio Blau eine Plattform für die Leipziger Kultur- und Vereinslandschaft, die ihr bürgerschaftliches Engagement im Rahmen des Programms vorstellen kann und damit zu mehr Bekanntheit gelangt.

Team: Gemeinschaftliche und kooperative Ideenfindung
Radio Blau besteht aus einem Team von rund 120 regelmäßigen Sendungsmacher:innen. Unter ihnen sind Kinder ebenso wie Senior:innen, Menschen aus verschiedenen Ländern und kulturellen Szenen. Monatlich kommen neue Leute hinzu, andere haben irgendwann keine Zeit mehr oder ziehen weg. Die meisten Sendungsmacher:innen gehören dem Radio-Verein Leipzig e.V. an, dem Trägerverein von Radio Blau, der natürlich auch einen ehrenamtlichen Vorstand hat, der die rechtliche Verantwortung trägt.

Die Ideen bringen die einzelnen Sendungsmachenden selbst mit - aus ihren eigenen Interessen und Stärken heraus. Oft geht es um Themen, die in anderen Medien zu wenig Gehör finden oder um konkretes lokales Schaffen. Welche dieser Ideen wann gesendet werden, darüber entscheidet dann basisdemokratisch die regelmäßige Vollversammlung. Außerdem gibt es natürlich immer wieder Kooperationsanfragen von anderen nichtkommerziellen Akteur:innen in Leipzig. Diese führen dann sehr besondere Projekte und spezifische anspruchsvolle Sendereihen durch. Auch hierfür kommen die Ideen direkt aus dem Verein heraus, zuletzt zum Beispiel durch eine Umfrage unter allen Vereinsnutzer:innen.

Besonderheit: Basisdemokratie, Zugangsoffenheit und Diversität
Als Lokalradio sind die Alleinstellungsmerkmale von Radio Blau vor allem die Zugangsoffenheit – es kann jede:r mitmachen. Außerdem sind Basisdemokratie und Transparenz wichtige Pfeiler der alltäglichen Arbeit. Darüber hinaus sticht der Sender durch die Unterschiedlichkeit der Sendungsmacher:innen hervor, woraus sich anschließend die Vielfältigkeit des Programms ableiten lässt: „Kein anderer Radiosender in Leipzig hat eine solch diverse Palette an Sendungen“, so Anja Thümmler vom Radio-Verein Leipzig e.V.

Programm: Vielfalt und Relevanz als Erfolgskriterium

Auf die Frage nach den erfolgreichsten Formaten antwortet Anja Thümmler:

„Wir denken nicht in ‚Erfolg‘ von Formaten. Natürlich freuen wir uns über all unsere Hörer:innen, aber aus finanziellen Gründen können wir unsere UKW-Hörer:innenzahlen ja gar nicht zählen lassen. Aber wir würden das auch nicht wollen. Denn wir finden: entscheidend ist, was gesendet wird und aus welchem Impuls heraus. Wenn Sendungen Spezialthemen behandeln, die nur für wenige Hörer:innen wichtig sind, aber sonst nirgendwo behandelt werden - dann gehört das auch on air!“

Neue Wege geht der Sender auch deshalb mit jeder neuen Sendung, denn es brauche kreative Freiheit bei der Gestaltung von Beiträgen, Sendungen und der Musikauswahl abseits von durchformatierten Sendeformeln oder Musik-Rotationen. Eine besondere Rolle für den Verein spielen zudem die Liveübertragungen vor Ort, zum Beispiel von Stadtteilfesten, Lesungen, Demonstrationen sowie konkret konzipierten Touren durch verschiedene kulturelle Zentren oder Kleinstädte im Umkreis von Leipzig. Mit diesen Formaten hat Radio Blau schon seit vielen Jahren gute Erfahrungen gemacht, bei denen immer wieder unterschiedliche Sendungsmacher:innen neue temporäre Teams bilden und sich Bürger:innen aktiv sowie im direkten Austausch in ihrem Stadtteil am öffentlichen Diskurs beteiligen können.
 

Herausforderungen: Die Finanzierung notwendiger fester Strukturen
Die größte Herausforderung bei Radio Blau ist die Finanzierung der Struktur, vor allem der festen Stellen. Mehr als 100 Ehrenamtliche brauchen feste Ansprechpersonen, die den Überblick haben, den Alltag von einem Rund-um-die-Uhr-Radioprogramm absichern, Anträge schreiben, die Buchhaltung führen, die Bürokratie erledigen, die Technik in Schuss halten, mit Politiker:innen und Behörden sprechen, die Sendelizenz beantragen und die Öffentlichkeitsarbeit betreuen. „Diese Verantwortung ist nicht ehrenamtlich zu stemmen, zumal schon das komplette Radioprogramm an sich ehrenamtlich produziert wird“, so Anja Thümmler.

Hinzu kommt, dass sich in den vergangenen Jahren die Zahl der Ausspielwege vermehrt hat. „Für einen Radiosender ist es inzwischen Standard, die eigenen Sendungen auch in einer Mediathek bereitzustellen. Solche Mediatheken brauchen aber auch tägliche redaktionelle und technische Pflege, die nur hauptamtlich geleistet werden können, wie in anderen Medienunternehmen auch“, ergänzt Thümmler. Ebenso sei der gesellschaftliche Anspruch an Diversität und damit Barrierefreiheit gestiegen - auch dafür brauche es fest angestellte Medienpädagog:innen und Diversity-Verantwortliche, für die der Verein als nichtkommerzieller Akteur zusätzliche dauerhafte Förderung benötigt.

Zukunft: Mehr Reichweite, mehr Multimedia, weniger Barrieren
Radio Blau hat seine Sendezeit Anfang 2020 auf ein Vollzeitprogramm erweitert, das nun zeitnah gern auch auf alle Ausspielwege erweitert werden soll. Diese Sendezeit soll natürlich weiterhin mit vielen diversen Sendungen mit einem hohen Anteil von Lokalberichten gefüllt werden. Gleichzeitig würde der Verein gern sein Angebot über die Mediathek verbessern. Außerdem steht der weitere Ausbau der Barrierefreiheit im Fokus, sowohl baulich als auch medienpädagogisch.

Darüber hinaus will sich Radio Blau weiterhin mit aktuellen Entwicklungen und innovativen Impulsen beschäftigen, z.B. der Klimakrise. Inhaltlich gibt es schon lange Sendungen, die sich mit Umweltthemen beschäftigen. Konkret stellt sich Radio Blau aber auch die Frage, wie es die Stadt auch bei Extremwetterereignissen technisch sicher mit aktuellen Lokalinformationen beliefern kann.

(Das Interview führte Kim-Lisa Halwas)

 


Radio T aus Chemnitz: Lokalmusik und Nahberichterstattung

„Charts aus, Musik an“: Unter diesem Claim sendet Radio T seit 1995 aus Chemnitz. Neben der Musik liegt der Schwerpunkt auf regionalen und überregionalen Nachrichten. Radio T legt dabei besonders Wert auf Verzicht jeglicher Diskriminierung sexueller, rassistischer oder sozialer Natur, erklärt der inhaltliche Koordinator des Senders, Jörg Braune.

Audiobeitrag

SLM: Worin unterscheidet sich Radio T von privaten Radiosendern?

Jörg Braune: Unser Hauptaugenmerk liegt darauf ehrenamtlich Radio zu machen. Eigentlich alle bei uns tun das ehrenamtlich. Selbst die, die festangestellt sind bei Radio T machen im „Zweitjob“ ehrenamtlich das Programm. Das heißt, sie organisieren oder machen Projekte, aber die eigentliche Radioarbeit, das journalistische, musiktheoretische oder was auch immer im Radio zu Gehör kommt ist ehrenamtlich produziert.

Aus welcher Motivation heraus wurde Radio T 1995 gegründet?

Radio T wurde schon 1991 gegründet. 1995 sind wir dann auf Sendung gegangen, wir hatten also ein bisschen Vorlauf. In dieser Wendezeit hat sich auch diese ganze Radiostruktur verändert. Der offizielle staatliche DDR-Rundfunk, mit dem wir ja groß geworden sind, hörte auf zu existieren und es gab eben diese Möglichkeit eigene Wege zu gehen. Das ist auf großes Interesse gestoßen, selbst als wir noch nicht On-Air waren. Wir haben damals über Kassetten in verschiedenen Kneipen unser Programm abgespielt, bevor es irgendwie in den Äther ging und hatten auch Veranstaltungen. Es hat sich also langsam entwickelt, aber es war von Anfang an klar, es gibt Interesse von allen Seiten - dass so ein Lokalradio, so alternatives Radio gewünscht ist.

Was zeichnet Radio T im Besonderen aus?

Wir unterscheiden uns sowohl vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, als auch vom privaten Rundfunk. Offiziell kämpfen die freien Radios dafür als dritte Säule anerkannt zu werden und sozusagen diese Lücke zu füllen, die sowohl der öffentlich-rechtliche als auch der private und kommerzielle Rundfunk liegen lassen, nämlich diese direkte Nahbetrachtung von Geschehnissen. Das findet in den öffentlich-rechtlichen nicht so wirklich statt. Also da ist auch einfach das Personal in der Regel nicht da und bei den Privaten auch nur sehr sporadisch.

Wie sind Ihre Redaktionsteams aufgebaut und welche Ressorts bedient Radio T?

Also klassisch eben: Kulturredaktion, Wortredaktion, die gleichzeitig sich unterteilt in Stadtpolitik, Politik und Allgemeine Politik. Und dann natürlich Musik, die spielt bei Radio T eine enorme Rolle. Da gibt es ganz viele Redaktionen. Was ich herausheben möchte ist die Sound Splash-Redaktion, die sich besonders um neue Musik kümmert. Radio T wird auch bemustert. Wir bekommen pro Woche schätzungsweise 50 neuveröffentlichte Tonträger, digital oder teilweise sogar noch physisch. Außerdem gibt auch es noch die Heimatmelodie, die sich insbesondere der lokalen Musik widmet. Das ist auch bei uns so redaktionell beschlossen, dass wir der lokalen Musik in unserem Programm einen sehr großen Platz einräumen. 

Welchen Herausforderungen müssen sich die Redakteure im Vergleich zu einem privaten Radiosender stellen?

Das Zeitmanagement, es ist ja alles ehrenamtlich. Der eigentliche Job von allen ist ja ein anderer. Und da muss man natürlich immer sehen, wie man das organisiert bekommt, dass alles zum richtigen Zeitpunkt fertig wird. Denn an uns wird ja der gleiche Anspruch gestellt wie an andere Radios: aktuelle Sachen müssen aktuell sein. Das heißt, man kann nicht ewig daran „herummuddeln“. Da ist der Zeitfaktor ein ganz wichtiger Punkt. Wir stellen deshalb um auf Digitaltechnik. Das ist für einige, die quasi mit dem Radio aufgewachsen sind, eine ganz schön große Umstellung. Man sieht nicht mehr alles, was man tut, sondern vieles passiert irgendwo und ist voreingestellt.

Wie lautet Ihr Wunsch für die Zukunft für Radio T?

Wir haben uns tatsächlich in den letzten Jahren ein paar Wünsche erfüllt. Wir haben ein neues, schönes, viel größeres Studio bezogen. Insgesamt haben wir vier, die sind noch nicht ausgelastet. Wir haben also noch Wachstumsmöglichkeiten. Wir wollen auch in die digitale Zukunft starten ohne UKW zu vernachlässigen. Aber natürlich gehört es dazu, DAB+ richtig zu meistern. Dazu kommt auch die ganze zeitversetzte Geschichte, zum Beispiel eine Mediathek, was zunehmend eine Rolle spielt. Und natürlich, dass immer neue Leute dazukommen. Das klappt momentan ganz gut. Wir wachsen und das wird hoffentlich so bleiben.

(Das Interview führte Kim-Lisa Halwas)